Warum Klimagerechtigkeit?

Wir befinden uns mitten in der Klimakrise. Die Erde wird immer heißer. Wir müssen schnell handeln.

Doch nicht alle tragen im gleichen Maße zur Klimakrise bei.

Diejenigen, die die Auswirkungen als erstes spüren sind oft diejenigen, die wenig CO2 ausstoßen.

Klimaschutz reicht deshalb nicht aus. Wir brauchen globale Klimagerechtigkeit. Sofort!

Wusstest du?

Erderwärmung bisher und Prognose

Quelle: IPCC (2021): Sixth Assessment Report

Globale Verteilung von Ressourcen 2019

Quelle: Oxfam (2019): Public Good or Private Wealth?

Historische Treibhausgas-Emissionen seit 1750

Was ist Klimagerechtigkeit?

Auf dieser Seite versuchen wir, diese große Frage so kurz es geht zu beantworten und dir die aus unserer Sicht wichtigsten Zusammenhänge aufzuzeigen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn du Ergänzungs- und/oder Änderungsvorschläge hast, schick sie uns gerne über unser Kontaktformular. Wir diskutieren sie dann im Plenum und überarbeiten diese Seite stetig.

Wenn die Seite dein Interesse geweckt hat, dich mehr mit Klimagerechtigkeit & Co. auseinander zu setzen, komm zu unseren Workshops. Wenn du in einer Gruppe aktiv oder in einer Organisation tätig bist und Lust hast, einen Workshop mit uns zu veranstalten, frag uns an. Wir freuen uns auf euch.

Und nun zum Thema!

Der Begriff Klimagerechtigkeit wurde im globalen Süden geprägt. Vertreter*innen von Ländern aus dem Globalen Süden, unter anderem aktivistische Indigene Gruppen, haben bereits vor vielen Jahren begonnen Klimagerechtigkeit zu fordern. Sie benutzen den Begriff, um zu zeigen, dass die Menschen, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, davon am stärksten betroffen sind und sich am schwersten davor schützen können. Wenn wir also von Klimagerechtigkeit sprechen, dann in Solidarität mit den Menschen im globalen Süden, die sich bereits seit Jahren für eine klimagerechtere Welt einsetzen.

Zusammenfassend fragt Klimagerechtigkeit nach dem historischen Beitrag zur Klimakrise, nach Verantwortungsübernahme für die Folgen, nach Möglichkeiten sich zu schützen und nach der Betroffenheit durch die Klimakrise und setzt diese Fragen in Bezug zueinander. Klimagerechtigkeit bezieht sich auf das Kernthema “Klimakrise” als globales Problem. In der Analyse der Verursacher*innen von Emissionen und der Betroffenheit von Klimazerstörung, wird allerdings auch die Verwobenheit der Klimafrage mit anderen großen strukturellen Ungerechtigkeiten deutlich. Auf ein einige möchten wir nun hier eingehen.

Welche strukturellen Ungerechtigkeiten sind Teil von Klimaungerechtigkeit? 

Gender

Frauen haben empirisch beobachtbar einen kleineren CO2- Fußabdruck als Männer (1), gleichzeitig sind Frauen aufgrund struktureller Benachteiligung mehr von der Klimakrise betroffen. Auch interessant: Je größer die Gleichstellung der Geschlechter in einem Land, desto kleiner der durchschnittliche CO2-Fußabdruck (2). Klimagerechtigkeit heißt Gendergerechtigkeit.

Rassismus

Schwarze Menschen, Indigene Menschen und People of Colour (BIPoC) sind im Globalen Süden und Norden stärker von Umweltzerstörung betroffen. Umweltrassismus wurde in den 1980er Jahre in der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA definiert, um deutlich zu machen, dass BIPoC auch bei Umwelt-und Klimaauswirkungen diskriminiert und benachteiligt werden gegenüber weißen Menschen. (3)(4)

Einkommen

Menschen mit höheren Einkommen haben im Schnitt einen höheren Verbrauch an Energie und Ressourcen. Sie tragen also mehr zum Klimawandel als Menschen mit niedrigem Einkommen bei. Ob sich wohlhabende Menschen als umweltbewusst einschätzen oder nicht, hat darauf statistisch gesehen keinen Einfluss (3). Im globalen Norden gilt: Menschen mit weniger Einkommen sind von Umweltkatastrophen, wie zunehmenden Überflutungen, ausgelöst durch den Klimawandel, stärker betroffen, als Menschen mit viel Geld, die sich besser davor schützen können.

Neo-Kolonialismus

Kolonialismus wird oft als grausames, aber historisches Kapitel betrachtet. Doch seine ausbeuterischen Strukturen bestehen bis heute. Der globale Norden baut bspw. noch immer Ressourcen in Ländern des globalen Südens ab, transportiert sie in den globalen Norden und erwirtschaftet damit immense Gewinne. Dabei werden viele CO2-Emissionen freigesetzt, aber auch die Arbeitsbedingungen beim Ressourcenabbau sind oft nicht menschenwürdig. Im Globalen Süden werden Menschen nicht ausreichend an den Profiten beteiligt, während sie zumeist von schweren Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind.

Wirtschaftswachstum

Wirtschaftswachstum wird von vielen Menschen als erstrebenswertes Ziel gesehen, verbunden mit mehr Arbeitsplätzen und zunehmendem Wohlstand. Doch Wirtschaftswachstum geht mit einem zunehmenden Verbrauch an Ressourcen und steigendem CO2-Ausstoß einher. Klimagerechtigkeit bedeutet also auch das Dogma des Wirtschaftswachstums in Frage zu stellen. Alternativen? Schaut doch mal in unseren Workshop zu Postwachstum! 

Rechtsruck

Die drohende Klimakrise lässt auch Stimmen nach autoritärem Handeln „starker“ Nationalstaaten laut werden. Unter dem Vorwand der Sicherheit werden Grenzen verstärkt und Migrationsprävention betrieben, denn die Klimakrise bedeutet schon jetzt für Millionen von Menschen der Verlust ihres Zuhauses. Die Antwort auf diese globale Krise muss globales Denken, Handeln und Solidarität sein. Menschen müssen sich überall frei bewegen dürfen. Deshalb: Klimagerechtigkeit heißt Antifaschismus!

Demokratie

Demokratie ist für Klimagerechtigkeit notwendig, z.B. um das Mitspracherecht aller in Entscheidungen zu gewährleisten. Auch in Deutschland und Europa gibt es Punkte, in denen die Demokratie nicht ihren Ansprüchen gerecht wird. Beispielsweise bei genau diesem Mitspracherecht. Haben wirklich alle denselben Einfluss auf Entscheidungen? Was ist mit zukünftigen Generationen oder den Menschen im globalen Süden, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind?

Ziviler Ungehorsam als Antwort?

Von Rosa Parks bis zur Anti-Atom-Bewegung – Ziviler Ungehorsam, also das bewusste Überschreiten bestimmter Gesetze als Ausdruck einer politischen Forderung, hat eine vielfältige und lange Geschichte. Jetzt, wo die Dringlichkeit der Klimakrise in einem zunehmenden Kontrast zur Tatenlosigkeit vieler Regierungen steht, ist ziviler Ungehorsam vermehrt zu einem Mittel der Klimagerechtigkeitsbewegung geworden.

Quellenverzeichnis: